Auf dieses Ei hatte ich es bei meinem Besuch in Baden-Baden abgesehen, um es für unsere Revolutionsausstellung auszuleihen. Wie kaum ein anderes Objekt stehen die berühmten Eier des russischen Goldschmieds Carl Peter Fabergé für den unermesslichen Reichtum und Luxus im ausgehenden Zarenreich.
Jedes Jahr schenkte der Zar seit 1885 seiner Frau eines dieser kunstvollen Eier aus der Werkstatt des Hof-Juweliers und machte damit einen alten russischen Brauch, sich zum Osterfest mit Eiern zu beschenken, zu einer Mode in adligen und reichen Kreisen.
Von den ehemals 50 Eiern sind heute noch 45 in verschiedenen öffentlichen und privaten Sammlungen bewundern, darunter in Russland, Großbritannien, den USA, der Schweiz, Monaco und eben dem privaten Museum des russischen Sammlers Alexander Nikolajewitsch Iwanow in Baden-Baden. Und genau eines dieser hier präsentierten Stücke, das Kaiserliche Osterei „Constellation von Zarensohn“ (1917), wäre für uns das richtige. Es zeigt die Himmelskuppel zum Zeitpunkt der Geburt des Zarewitsch. Der Zarin konnte es nicht mehr überreicht werden, da sie sich, zusammen mit der ganzen Familie, zu Ostern 1917 bereits in Gewahrsam in Zarskoe Zelo befand. Der Juwelier nahm es 1918 mit auf die Flucht. Sein Sohn kaufte sich damit später aus der Haft frei.
Insgesamt ist die Ausleihe äußerst schwierig, da die Versicherungssummen enorm, der Transport teuer und die Präsentation aufwendig sind. Zudem geben die Sammlungen die Eier nicht gerne her, da sie, was sie ja auch bei uns sein sollen, ein Publikumsmagnet sind. So auch in Baden-Baden, so dass unsere Chancen schlecht stehen…
Aber gelohnt hat sich der Ausflug auf jedem Fall. Das Museum ist ein Stück Russland in dem ohnehin „russischen“ Baden-Baden. Das Personal spricht überwiegend russisch, ich hatte eine wunderbare Führung von einer älteren Dame, die, so schien es mir, selber noch dem Zarenreich entstammt und Geschichte und Fiktion auf einnehmende Weise zu verbinden weiß. Neben den Eiern gibt es viele andere Fabergé-Kreationen zu bewundern. Mit über 1000 Exponaten befindet sich hier die größte Sammlung von Fabergé weltweit, die der Oligarch vermutlich aus gutem Grund in Deutschland und nicht in Russland präsentiert. Im Museumsshop wird die meist russischsprachige Fachliteratur verkauft, die größtenteils vom Meister persönlich stammt, der selber Kunsthistoriker ist und zu Fabergé forscht.
Ob und was von diesen Schätzen aus Baden-Baden oder anderswo letztlich bei uns in der Ausstellung zu sehen sein wird? Es bleibt spannend und hängt wie immer in der Ausstellungsarbeit von hartnäckigen Recherchen, Geld und glücklichen Zufällen ab.